Seit 1995 ist der Buß – und Bettag kein gesetzlicher Feiertag mehr. „Dabei ist er einer der wenigen kirchlich gefeierten Tage, die ganz bewusst die Welt in den Blick nehmen und zur Umkehr bitten“, betonte Pfarrer Dr. Harald Knobloch beim abendlichen Gottesdienst in der Auferstehungskirche. Der Buß – und Bettag, der unter dem Thema „Da kommt noch was“ stand, biete die Chance zur Umkehr und zum Gehen neuer Wege. In jedem Lebensalter eines Menschen komme „noch was“, sei es der Schulabschluss, die Hochzeit, die Familie, der Hausbau. Dadurch, aber auch durch Krankheiten und Schicksalsschläge, ändere sich das Leben. „Aber wie sieht die Welt hinter der Sackgasse aus“, fragte der Geistliche. Nach der Erkenntnis, dass es hier nicht weiter geht, folge die Einsicht zur Umkehr. „Wascht euch, reinigt euch, lasst ab vom Bösen“, lautet der Rat des Propheten Jesaja. Diese Wende mache den Weg frei in eine Zukunft mit Gott. Gott halte die Türe auf in ein neues Leben und führe die Menschen aus der Sackgasse heraus. „Die alten Bußrituale nehmen symbolisch vorweg, was sich innerlich im Menschen ändern soll“, fasste der Geistliche zusammen. Ein schönes Zeichen des ökumenischen Zusammenhalts war, dass der Gottesdienst, der von Katharina Kögel auf der Orgel umrahmt wurde, auch von katholischen Mitchristen besucht wurde.
Bußtage gibt es in allen Religionen der Welt, der erste evangelische Buß- und Bettag wurde schon 1532 von Kaiser Karl V. angeordnet, der so sein Volk für die Türkenkriege stärken wollte. Noch 1878 gab es in 28 deutschen Ländern 47 verschiedene Bußtage an 24 verschiedenen Tagen, und erst 1934 galt dieser Tag in ganz Deutschland als gesetzlicher Feiertag. Im Jahre 1995 ist er abgeschafft worden. (weu)